Sind zuckerfreie Kekse wirklich zuckerfrei?
Von Zutatenlisten bis Backofen: ein klarer Blick hinter das Etikett.
Wenn im Advent oder beim Kaffeeklatsch jemand eine Dose mit "zuckerfreien Keksen" auf den Tisch stellt, klingt das erst einmal wie eine entspannte Erleichterung: weniger Zucker, weniger Sorgen. Doch zuckerfreie Kekse sind nicht automatisch frei von allen Süßungsmitteln oder völlig kalorienarm. In diesem Text lesen Sie, welche gesetzlichen Regeln gelten, welche Ersatzstoffe Hersteller nutzen, wie diese auf Blutzucker und Verdauung wirken und was Sie beim Einkauf sowie beim Backen beachten können.
Der Blick hinter die Zutatenliste lohnt sich – und manchmal hilft ein kurzes Werkzeug, um Kalorien und Nährwerte schnell einzuschätzen.
Ein praktischer Tipp: Der Kalorienrechner von Vegardians hilft dabei, den Energiegehalt selbst zusammengestellter oder gekaufter Kekse besser einzuschätzen – ein nützlicher Begleiter, wenn Sie Zutaten mischen oder Rezepte anpassen möchten.
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Was heißt „zuckerfrei“ rechtlich wirklich?
Die Angabe "zuckerfrei" ist in der EU nicht nur Marketing: Die Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 legt fest, dass ein Produkt maximal 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm (bzw. 100 Milliliter) enthalten darf, um als "zuckerfrei" bezeichnet zu werden. Das bedeutet konkret: Einfachzucker wie Saccharose, Glukose und Fruktose müssen sehr gering sein. Das schließt allerdings nicht aus, dass Süßungsmittel oder Zuckeralkohole verwendet werden.
„Ohne Zuckerzusatz“ ≠ „zuckerfrei“
Die Formulierung „ohne Zuckerzusatz“ sagt lediglich, dass kein zusätzlicher Haushaltszucker beigegeben wurde. Natürliche Zucker, die zum Beispiel in getrockneten Früchten stecken, dürfen trotzdem vorhanden sein.
Welche Süßungsmittel stecken hinter dem Begriff?
Hersteller nutzen drei Hauptgruppen an Alternativen:
1. Intensive Süßstoffe
Beispiele: Steviolglycoside (Stevia), Sucralose, Acesulfam-K. Sie sind extrem süß im Vergleich zu Zucker und liefern praktisch keine Kalorien. Vorteil: kaum Energie und meist kein Einfluss auf Blutzucker. Nachteil: oft kein Volumen und keine karamellisierende Wirkung im Teig; außerdem berichten manche Menschen über einen leichten Nachgeschmack.
2. Zuckeralkohole (Polyole)
Beispiele: Erythrit, Xylit, Sorbit. Diese Stoffe bringen oft Süße mit einem gewissen Volumen, liefern weniger Kalorien als Zucker und helfen bei Textur und Mundgefühl. Erythrit hat etwa 60–70 % der Süße von Haushaltszucker, Xylit kommt geschmacklich näher an 100 % heran. Bei großen Mengen können Polyole allerdings osmotisch wirken und Magen-Darm-Beschwerden verursachen.
3. Sirupe, Extrakte und natürliche Feuchthaltemittel
Manche Rezepte nutzen kleine Mengen Sirup, Apfelmus, Maltit-Sirup oder andere feuchte Zutaten, damit Kekse nicht trocken werden. Diese Zutaten können jedoch freie Zucker enthalten und die "zuckerfrei"-Bilanz beeinflussen – abhängig von der Menge und Verarbeitungsweise.
Warum Hersteller Mischungen bevorzugen
Backen ist Chemie: Zucker ist nicht nur Süße. Er beeinflusst Bräunung (Maillard-Reaktion), Feuchte, Volumen und Textur. Deshalb sehen Sie in vielen Zutatenlisten Kombinationen: ein Polyol für Volumen und Mundgefühl, ein intensives Süßungsmittel für die süße Note und gelegentlich ein Sirup oder Feuchthaltemittel, um Trockenheit zu vermeiden.
Wirkung auf Blutzucker und Insulin – was Studien sagen
Für Menschen mit Diabetes ist die Wirkung auf Blutzucker zentral. Hier die Kernpunkte:
Erythrit wird größtenteils unverändert ausgeschieden und zeigt in Studien praktisch keine glykämische Wirkung. Steviolglycoside beeinflussen Blutzucker und Insulin kaum. Xylit kann einen leichten Anstieg verursachen, aber deutlich weniger als Saccharose. Das heißt: Viele zahnfreie Alternativen sind grundsätzlich geeignet - vorausgesetzt, das Produkt enthält nicht zusätzlich Zucker aus Früchten oder Sirupen.
Wichtig: Jede Person reagiert individuell. Ein kurzer Test mit dem Blutzuckermessgerät nach Verzehr hilft, die persönliche Reaktion zu prüfen.
Energie und Kalorien: Sind zuckerfreie Kekse wirklich leichter?
„Zuckerfrei“ heißt nicht automatisch „kalorienarm“. Intensive Süßstoffe bringen kaum Kalorien, Polyole liefern weniger Energie als Zucker, aber Mehl, Fette (Butter, Öle, Nüsse) und andere Zutaten dominieren oft die Gesamtenergie eines Kekses. Wer Kalorien sparen möchte, sollte nicht nur auf das Schlagwort achten, sondern die Nährwerttabelle lesen.
Erythrit und Herz-Debatte: Was ist dran?
Seit einigen Jahren werden mögliche Zusammenhänge zwischen erhöhten Blut-Erythritspiegeln und Herz-Kreislauf-Erkrankungen diskutiert. Erste Beobachtungsstudien fanden Assoziationen, doch das beweist keine Ursache. Forscher warnen: die Datenlage ist uneinheitlich und oft nicht ausreichend kontrolliert. Zum Weiterlesen siehe die Stellungnahme der Deutschen Herzstiftung, den Überblick bei Schlaganfallbegleitung.de sowie eine Zusammenstellung auf Ernährungsradar.de. Bis robuste prospektive Studien vorliegen, ist es rational, extrem hohe Aufnahme zu vermeiden, aber nicht in Panik zu verfallen.
Verträglichkeit: Wer sollte aufpassen?
Polyole können bei empfindlichen Menschen oder in großen Mengen Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall auslösen. Manche Menschen empfinden bei Stevia einen bitteren oder lakritzartigen Nachgeschmack. Kinder und Kleinkinder reagieren teilweise sensibler - daher gilt Vorsicht bei Produkten, die intensive Süßstoffe oder bestimmte Polyole in größeren Portionen enthalten.
Backen ohne Zucker: Praxis, Tricks und Rezepte
Beim Backen müssen drei Funktionen von Zucker ersetzt werden: Süße, Volumen und Feuchtigkeit. Das erreichen Hobbybäckerinnen oft mit einem Mix aus Polyolen, intensiven Süßstoffen und kleinen Mengen feuchter Zutaten. Mehr Inspiration und Rezeptideen finden Sie im Vegardians Rezeptblog.
Grundregeln
- Verwenden Sie Polyole (z. B. Erythrit) für Volumen und Biss.
- Ergänzen Sie mit einem intensiven Süßstoff (Stevia, Sucralose) für die finale Süße.
- Fügen Sie 1–2 EL Apfelmus, Mandelmus oder ein wenig Sirup hinzu, wenn die Textur zu trocken wirkt - bedenken Sie dabei den Einfluss auf freie Zucker.
- Reduzieren Sie die Backtemperatur um 10–20 °C, wenn das Gebäck zu schnell bräunt oder zu hart wird.
Praxisrezept: Basis-Kekse ohne Haushaltszucker
Eine anfängliche, getestete Variante:
Zutaten: 120 g Erythrit, 0,5–1 TL flüssiges Süßungsmittel nach Wahl (z. B. Stevia-Liquid), 150 g Dinkel- oder Weizenmehl, 50 g Mandelmehl, 60 g weiche Butter oder vegane Alternative, 1 Ei oder Leinsamenschleim, 1 EL Mandelmus oder Apfelmus, 1 TL Backpulver, Prise Salz.
Zubereitung: Erythrit und Butter cremig rühren, Ei/Leinsamenschleim und Mandelmus einarbeiten. Mehle und Backpulver dazugeben, Teig kurz kühlen, formen und bei 160–170 °C backen, bis die Ränder leicht goldbraun sind. Beobachten und ggf. Zeit/Temperatur anpassen.
Hinweis: Wenn Sie Apfelmus verwenden, erhöhen Sie damit die freien Zucker. Wer strikt unter 0,5 g/100 g bleiben möchte, sollte Apfelmus sparsam oder gar nicht nutzen.
Einkaufs-Checkliste: Worauf achten beim Kauf?
Beim Einkauf helfen diese Schritte:
1) Zutatenliste lesen: Welches Süßungsmittel steht vorne? Erythrit an erster Stelle => Polyol-basierte Rezeptur. Stevia oder Sucralose => intensiver Süßstoff im Vordergrund.
2) Nährwerttabelle prüfen: Kalorien und Kohlenhydrate im Blick behalten.
3) Spezielle Hinweise beachten: Hinweise zu „für Kinder ungeeignet“ oder „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ sind wichtig.
4) Anspruch prüfen: Ist Ihnen Blutzucker-Management wichtiger oder die Kalorienreduktion? Die Antwort entscheidet oft für oder gegen bestimmte Produkte.
Für wen sind zuckerfreie Kekse sinnvoll?
Personengruppen, die profitieren können:
- Menschen mit Diabetes (mit individueller Prüfung).
- Kalorienbewusste Konsument:innen, die auf Gesamtenergie achten.
- Personen mit Kariesgefahr, da Zuckerfreie Optionen das Risiko senken können.
Vorsichtig sein sollten Eltern mit kleinen Kindern sowie Menschen, die bereits Verdauungsbeschwerden bei Polyolen kennen.
Praktische Alltagstipps
- Probieren statt blind vertrauen: Kaufen Sie kleine Packungen oder backen Sie Probe-Chargen.
- Portion bewusst wählen: Auch zuckerfreie Kekse enthalten Energie – eine kleine Portion ist oft die beste Lösung.
- Kombinationen beachten: Ein zuckerfreier Keks zusammen mit zuckerhaltigen Aufstrichen oder Getränken kann den Blutzucker dennoch deutlich beeinflussen.
Iss eine kleine Standardportion (z. B. 1–2 Kekse) und beobachte innerhalb von 1–3 Stunden: Verdauungssymptome wie Blähungen oder Durchfall und – falls relevant – den Blutzucker. Notiere Zutaten und Menge, um Muster zu erkennen. So findest du persönlich verträgliche Optionen ohne große Experimente.
Eine kurze, praktische Testreihe: Essen Sie eine kleine Standardportion (z. B. ein bis zwei Kekse) und prüfen Sie innerhalb von 1–3 Stunden eventuelle Verdauungsreaktionen oder - bei Bedarf - Ihren Blutzucker. Notieren Sie die Zutaten und Menge, um Muster zu erkennen.
Mythen und klare Fakten
Mythos: "Zuckerfreie Kekse machen nicht dick". Fakt: Gewicht verändert sich durch Gesamtenergie, nicht nur durch das Fehlen von Haushaltszucker. Ein Keks mit viel Fett bleibt energiereich.
Mythos: "Erythrit ist gefährlich fürs Herz". Fakt: Es gibt Assoziationsdaten, aber keine klaren, kausalen Belege. Maß halten ist sinnvoll, Panik ist nicht angemessen.
Tipps für Eltern
Bei Kindern gilt Vorsicht: Manche Süßstoffe sind nicht gut untersucht für Kleinkinder. Zudem haben Kinder andere Geschmacksvorlieben – ein intensiver Süßstoff kann als unangenehm empfunden werden. Besser: Gelegentliche kleine Portionen, Schwerpunkt auf natürlichen Snacks (Nüsse, Obst in Maßen) und Rücksprache mit Kinderärzt:in bei Unsicherheit.
Wie beurteilen Behörden die Sicherheit?
Europäische Behörden wie die EFSA bewerten Süßstoffe regelmäßig und legen akzeptable Tagesdosen (ADI) für viele Substanzen fest. Bei Polyolen gibt es meist keine ADI, stattdessen Warnhinweise zu möglichen abführenden Effekten. Solide Regulierung bedeutet: Die Gefahr akuter Schäden ist gering, langfristige Daten werden jedoch weiter erforscht.
Shopping-Praktikum: Kauftest kurz erklärt
Wenn Sie im Supermarkt stehen, hilft diese Mini-Checkliste:
- Suche nach dem Wort "zuckerfrei" und prüfe die Nährwerte.
- Lies die Zutaten in der Reihenfolge, die auf der Packung steht.
- Wenn "Erythrit" oder "Xylit" oben steht, sind polyol-basierte Rezepte wahrscheinlich.
- Kleine Packung kaufen, probieren, eigenes Wohlbefinden beobachten.
Rezepte variieren: Varianten für Anspruch und Diät
Varianten, die häufig gut funktionieren:
- Low-Carb-Freundlich: Mandelmehl kombinieren mit Erythrit + Stevia.
- Vegan: Pflanzenfett (z. B. Kokosöl), Aquafaba oder Leinsamen als Bindung, Erythrit + Flüssigstevia.
- Extra-knusprig: Längere, niedrigere Backzeit; evtl. etwas mehr Fettanteil.
Praxisbeispiele: Wie unterschiedliche Süßungsmittel das Ergebnis verändern
- Nur Sucralose: sehr süß, aber flache, trockene Kekse und möglicher Nachgeschmack.
- Erythrit + Stevia: gute Textur, rundere Süße, minimale Kalorienersparnis.
- Xylit-dominant: fast wie Zucker, aber bei übermäßigem Verzehr Verdauungsrisiken.
Eine kleine Anekdote: Die Keksparty, die alles veränderte
Auf einer Feier probierte ich einmal zuckerfreie Plätzchen, die nur mit Sucralose gesüßt waren: knusprig außen, trocken innen, mit einem leichten Nachgeschmack. Beim nächsten Treffen verwendete die Gastgeberin eine Mischung aus Erythrit, einem Hauch Stevia und etwas Mandelmus – und die Reaktionen waren deutlich positiver. Das zeigt: Kleine Änderungen im Rezept können große Wirkung entfalten.
Checkliste: Schnell entscheiden beim Einkauf
- Steht "zuckerfrei" auf der Packung? Gut, aber prüfen Sie die Zutaten.
- Polyole oder intensive Süßstoffe: Welche dominieren?
- Nährwerttabelle lesen: Kalorien und Kohlenhydrate prüfen.
- Warnhinweise beachten (z. B. abführende Wirkung bei Polyolen).
Viel Freude beim Backen, Probieren und Genießen – und bedenken Sie: Ein guter Keks entsteht durch Zutaten, Zeit und Neugier.
Fazit: Eine ausgewogene Einschätzung
Zuckerfreie Kekse sind eine sinnvolle Option, wenn Sie Blutzucker oder Zuckerzufuhr reduzieren möchten. Sie sind kein Allheilmittel und nicht automatisch kalorienfrei. Lesen Sie Zutaten, probieren Sie vorsichtig und passen Sie Rezepte an Ihre Bedürfnisse an. Wenn Sie nach einem kleinen Hilfsmittel suchen, um Nährwerte selbst zu berechnen, kann der Kalorienrechner von Vegardians eine nützliche Unterstützung sein.
Weiterführende Quellen und Hinweise
Wenn Sie tiefer in Studien oder offizielle Bewertungen einsteigen möchten: Suchen Sie nach EFSA-Gutachten zu Süßstoffen, nach Reviews zu Erythrit und Xylit sowie nach aktuellen kontrollierten Studien zur Langzeitverträglichkeit.
Viel Freude beim Backen, Probieren und Genießen – und bedenken Sie: Ein guter Keks entsteht durch Zutaten, Zeit und Neugier.
Viele zuckerfreie Kekse enthalten Süßstoffe wie Erythrit oder Stevia, die in Studien kaum Einfluss auf Blutzucker oder Insulin zeigen. Wichtig ist jedoch: Zutatenlisten prüfen, auf versteckte Zucker (z. B. Sirupe oder Fruchtzubereitungen) achten und individuelle Reaktionen mit dem Blutzuckermessgerät testen. Bei Unsicherheit ist die Beratung durch die behandelnde Ärztin oder den Arzt sinnvoll.
Nein. Zuckerfreie Süßstoffe können die Energiezufuhr verringern, aber Mehl, Fett und Nüsse liefern weiterhin Kalorien. Ein Blick auf die Nährwerttabelle ist entscheidend. Wer Kalorien sparen will, sollte Gesamtportionen reduzieren und Zutaten bewusst wählen.
Polyole wie Erythrit, Xylit oder Sorbit können bei empfindlichen Personen in größeren Mengen Blähungen oder Durchfall auslösen. Tipp: Kleine Portionen testen, Zutatenlisten auf Polyole prüfen und Produkte mit Warnhinweisen entsprechend dosieren. Sollten Beschwerden auftreten, auf Alternativen mit niedrigeren Polyolanteilen oder intensive Süßstoffe umsteigen.
References
- https://vegardians.de/pages/kalorienrechner-berater
- https://vegardians.de/blogs/vegane-rezepte
- https://vegardians.de/
- https://herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/thromboserisiko-erythrit
- https://schlaganfallbegleitung.de/news/erythrit-risiko
- https://www.ernaehrungsradar.de/forschungsstand-suessstoffe/


